Weihnachten im Lockdown
Alles war anders geplant: Zuerst sechs Gottesdienste und ein Nachtcafé, wie im letzten Jahr. Dann entstand die Idee von Open-Air-Weihnachtsgottesdiensten. Aber auch das ging nicht. Dann also Fenstergottesdienste – 16 Minigottesdienste auf Abstand. Auch das mussten wir absagen. Noch nie haben wir in so kurzer Zeit so viele unterschiedliche Formate geplant und organisiert und vorbereitet – und dann wieder fallen gelassen. Was allen gemeinsam war: Es ging immer darum, Menschen zu uns einzuladen.
Erst als die Kirchentür sich durch Corona völlig verschloss, entdeckten wir jene Bewegung für uns neu, die Kirche einmal zur Kirche werden ließ. Zugegeben, unsere Grundidee funktionierte nicht. Kaum jemand wollte sich mit einem Gottesdienst-To-Go beschenken lassen. Aber wir waren inzwischen ja gewohnt, dass dieses Jahr alles anders ist – aufgeben war keine Option mehr. Es ging darum, sich führen zu lassen.
Wir hatten 500 Tüten. So haben wir die beschenkt, von denen wir wussten, dass sie normalerweise zu uns kommen würden und die, von denen wir dachten, dass sie sich freuten, wenn sie etwas bekämen. Darüber hinaus die, die wir lange schon aus dem Blick verloren hatten. Dabei gab es nur eine Regel: Sich selbst beschenken geht nicht!
Am Ende waren fast alle Pakete weg – und viele von denen, die mitgemacht hatten, bewegt von berührenden Erlebnissen. Von wirklichem Staunen, tiefer Dankbarkeit, mancher Freudenträne. Manchmal muss Gott viele Türen schließen, bevor wir entdecken, was seine Idee ist. Fremd und anders aber genau richtig für den Augenblick.
„Gehet hin …“
sagt Jesus. Ein Gedanke von Pfarrer von Boehn: Menschen zuhause besuchen scheint mir als Pfarrer das aktuelle Thema zu sein. Bereits vor knapp zwei Jahren wurde dieser Gedanke geboren. Damals haben wir noch nicht richtig hinhören können. Aber jetzt hat Corona unsere Herzen und Füße in Bewegung gesetzt. Wir haben erlebt, dass an vielen Orten unserer Gemeinde Menschen leben, die bereit sind sich aufzumachen, um unserer Gemeinde ein Gesicht zu geben.
Wie es jetzt weiter geht, weiß ich nicht. Aber ich würde diese Spur gerne weiterverfolgen. Ideen und Anmerkungen sind herzlich willkommen. Einfach schreiben an t.v.boehn@arcor.de |